Arbeitsauftrag (wahlweise als Einzel- oder Gruppenarbeit)
Folgende Fragestellungen können Dir beim Erarbeiten der folgenden Informationstexte behilflich sein.
- Erkennungsmerkmale der Massen / Typ
- Einsatzbereiche (Für welche Abformungen werden die Massen benutzt?)
- Ökologie/Entsorgung
- Reaktion mit Wasser (z.B. im Gipsbrei oder Luftfeuchtigkeit)
- Vorbereitung zum Ausgießen (z.B. Verwendung von Netzmittel)
- Lagerungsfähigkeit der Abformung bis zum Ausgießen
- Notwendige Rückstellzeit nach der Abformung
- reversibel / irreversibel
A-Silikon
A-Silikon (das A steht für
additionsvernetzend) ist ein Elastomer. Seine Moleküle bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Silizium und Sauerstoff. Die Besonderheit der
Polyaddition (additionsvernetzend) ist, dass die beiden Ausgangsstoffe ohne Abspaltung eines Nebenproduktes zu einem Elastomer vernetzen. Sie schrumpfen bei dieser Reaktion nicht. A-Silikone sind lange Zeit formstabil lagerfähig. Viele A-Silikone sind
hydrophob, allerdings gibt es von einigen Herstellern mittlerweile auch schon weniger hydrophobe Silikone.
Silikone verfügen über eine sehr hohe Detailwiedergabe. Dafür sollten die Abformungen frühestens 30 -120 Minuten nach Abformung beim Patienten ausgegossen werden. Erst dann ist die elastische Rückstellung zu 99% erfolgt. Es besteht keine zeitliche Begrenzung für weiteres Ausgießen z.B. für Kontrollmodelle.
Silikone müssen mit Netzmitteln besprüht und dann vorsichtig (!) trocken gepustet werden. Dann lagert sich der Gipsbrei perfekt an die Oberfläche an. Manche Desinfektionsbäder enthalten Netzmittel. Das macht eine gesondertes Einsprühen dann überflüssig.
Silikone sind irreversibel. Sie sind nach dem Anmischen nicht wieder zu trennen. Ihre Halbwertszeit beträgt ca. 500 Jahre. Dies bedeutet, dass eine weggeworfene Abformung auf der Müllhalde nach 500 Jahren die Hälfte ihrer Masse verloren hat. Dies ist zumindest ökologisch bedenklich.
C-Silikon
Prinzip der Polykondensation
C-Silikon (das C steht für kondensationsvernetzend, engl.
condensation) ist ein Elastomer. Seine Moleküle bestehen ebenfalls aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Silizium und Sauerstoff. Die
Basiskomponente ist ein Silikon. Die Katalysatorpaste wird in kleiner Menge hinzugefügt. Sie enthält Alkohol. Sie vernetzt die Silikon-Moleküle der Basiskomponente zu einem Elastomer (
Polykondensation). Es bleibt dabei ein Rest übrig. Das ist meist der Alkohol. Er verdunstet. Dieser Prozess geht auch nach dem Vernetzungsvorgang weiter. Daher schrumpft C-Silikon bei und nach der Vernetzung. Es ist nicht unbegrenzt lagerfähig. C-Silikone sind
hydrophob.
Silikone müssen mit Netzmitteln besprüht und dann vorsichtig (!) trocken gepustet werden. Nur so ist ein perfektes Anlagern des Gipsbreis an die Oberfläche gewährleistet. Manche Desinfektionsbäder enthalten Netzmittel. Das macht eine gesondertes Einsprühen dann überflüssig.
Silikone sind irreversibel. Sie sind nach dem Anmischen nicht wieder zu trennen. Ihre Halbwertszeit beträgt ca. 500 Jahre. Dies bedeutet, dass eine weggeworfene Abformung auf der Müllhalde nach 500 Jahren die Hälfte ihrer Masse verloren hat. Dies ist zumindest ökologisch bedenklich.
Alginat
Der Haupbestandteil des Alginats ist das Salz der Alginsäure. Die Verarbeitungshinweise zum Alginat auf der Internetseite der Firma Picodent liefern die notwendige Informationen zum Werkstoff und dessen Verarbeitung im Detail.
Die Lagerfähigkeit von Alginat ist nur bedingt möglich. Um keine Zeit zu verschwenden, wird eine Alginat-Abformung am besten Vorort ausgegossen. Ist das nicht möglich, dann wird für die kurze Zeit der Lieferung lediglich ein feuchtes Tuch unter die Abformung im Versandtütchen gelegt. Dadurch wird ein Austrocknen des Alginats verhindert. Über Nacht liegen bleiben sollte das Alginat jedoch nicht, da es sonst aufquellen kann. Sowohl das Austrocknen, als auch das Aufquellen des Materials führt später zu Ungenauigkeiten im Gipsmodell.
Die Lagerfähigkeit bei neueren Alginaten liegt bei bis zu fünf Tagen. Weißt du, welches Alginat ihr im Labor ausgießen müsst? Nein? --> Dann befolge besser die Regelungen für die älteren Alginate.
Alginat kann nur einphasig verwendet werden, Korrekturabformung oder Doppelmischabformung ist also nicht möglich. Es wird daher nur einzeitig-einphasig verwendet.
Alginat ist nicht besonders stabil. Auch die Oberflächenqualität ist ungenauer als die von Silikonen, Hydrokolloiden und Polyether. Dafür ist Alginat aber preiswert. Es gehört zu den irreversibel-elastischen Abformassen.
Alginat reagiert mit Gips an der Oberfläche beim Ausgießen. Es entsteht ein rauhe Modelloberfläche. Daher sollte vor dem eigentlichen Ausgießen etwas Gipspulver in die Abformung gestreut und dann nach kurzer Wartezeit wieder ausgespült werden. Danach haben die Gipsbestandteile mit dem Alginat reagiert und der Gips des Modells kann nicht mehr geschädigt werden.
Hydrokolloid
Abformlöffel mit Röhrchen zur Wasserkühlung
Hydrokolloide bestehen zum größten Teil aus Wasser und Agar-Agar.
Hydro steht für Wasser,
kolloid für Gel oder gelartig, so ungefähr wie Wackelpudding ;-)) Agar-Agar ist ein Werkstoff, der aus Algen gewonnen wird. Die Kettenmoloküle Agar-Agar sind kaum vernetzt und daher thermoplastisch verformbar. Bei ca. 48 Grad Celsius wird ein Hydrokolloid flüssig. Bei der Abkühlung wird es wieder gelartig fest. Es müssen zur schnelleren Erstarrung durch Röhrchen wasserkühlbare Abformlöffel verwendet werden.
Richtig verarbeitet haben Hydrokolloide eine hohe Abformgenauigkeit. Hydrokolloide werden nur noch selten verwendet. Sie sind nicht mehr so wichtig wie vor der Einführung der Polyether und A-Silikone. Besonders die komplizierte Handhabung und die niedrige Reißfestigkeit sind Gründe dafür.
Allerdings sind Hydrokolloide preisgünstig und in der Entsorgung unproblematisch, da sie kompostierbar sind.
Hydrokolloide sind reversibel-elastisch.
Polyether
Die Basispaste des Polyether enthält längere Molekülketten. Durch die Katalysatorpaste werden diese Ketten zum Verbinden angeregt. Sie bilden das typische weitmaschige Netz eines Elastomer. Der Vorgang ist chemisch gesehen eine
Polyaddition. Polyether sind im Gegensatz zu vielen Silikonen
hydrophil.
Polyether-Materialien sind neben den A-Silikonen die wichtigsten sehr genauen Abformmassen. Ihre Hydropholie ermöglicht sehr genaue Abformungen besonders im feuchten Bereich der Präparationsgrenze unterhalb der Gingiva. Polyether hat eine hohe Shore-Härte und Dimensionsstabilität.
Abformungen sollten frühestens 3 Stunden nach der Abformung mit Gips ausgegossen werden. Bis dahin ist eine 98%ige Rückstellung der Verformung erfolgt.
Bei trockener, dunkler und kühler Lagerung ist eine Polyether-Abformung bis zu 7 Tage lagerfähig. Bei mehrmaligem Ausgießen muss die Rückstellzeit erneut beachtet werden.
Polyether- und Alginatabformungen dürfen nicht in den gleichen Kunststoff-Beuteln verpackt werden. Die Feuchtigkeit des Alginats lässt den Polyether aufquellen.
Achtung: Polyether dürfen nicht mit Netzmitteln besprüht werden. Die Oberfläche der Abformung würde dadurch beschädigt. Die Abformung sollte mit Wasser ausgespült und vorsichtig (!) trocken gepustet werden. So ist die Oberfläche mit Wasser gesättigt und einem perfekten Anlagern des flüssigen Gipses steht nichts mehr im Wege.
Polyether zersetzten sich bei Sonneneinstrahlung. Das ist der Grund für eine möglichst dunkle Lagerung von Abformungen. Sie werden mit dem Hausmüll entsorgt.
Polyether erkennt man am Geruch, der sie von Silikonen unterscheidet. Silikone sind geruchslos. Die Basismasse (Typ 1- heavy) hat immer eine violette Grundfarbe.
Weitere Informationsquellen
Die Internetseite der Firma Picodent und 3M Espe liefern eine gute Übersicht über die Werkstoffe A-Silikon, C-Silikon, Polyether, Alginat und Hydrokolloid.
Eine weitere ausführliche Übersicht zu Alginat finden Sie in dieser Broschüre: Leitfaden für die perfekte Situationsabformung
Hohmann, Hielscher: (2005) Lehrbuch der Zahntechnik, Band III.