Propädeutik zur Herstellung von adjustierten Aufbissschienen: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Kraniomandibuläre Dysfunktion''' oder '''Craniomandibuläre Dysfunktion''' ('''CMD''') ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Dabei sind die Zähne und deren Okklusion, die Kiefergelenke und die Kaumuskeln beteiligt. | '''Kraniomandibuläre Dysfunktion''' oder '''Craniomandibuläre Dysfunktion''' ('''CMD''') ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Dabei sind die Zähne und deren Okklusion, die Kiefergelenke und die Kaumuskeln beteiligt. | ||
Nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) sind Kraniomandibuläre Dysfunktionen eine Funktionsstörung, die die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke und/oder die Okklusion betrifft | Nach der '''Definition''' der '''[https://www.dgfdt.de/ | Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie]''' (DGFDT) sind Kraniomandibuläre Dysfunktionen eine Funktionsstörung, die die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke und/oder die Okklusion betrifft.<ref>Vgl.: https://www.dgfdt.de/documents/266840/35559542/Wissenschaftliche+Stellungnahme+Therapie+der+CMD_05.2022/13f4072e-a5b8-4524-b2a1-8dd73630310a</ref><ref>Vgl: https://www.dgfdt.de/documents/266840/266917/Begriffsbestimmungen+NEU/3cc28f96-978a-447d-a154-e08e0b5cd9bd</ref> | ||
Die genaue Diagnose unterscheidet<ref>Vgl.: M. Oliver Ahlers; http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/22_04/pages2/titel1.htm; Funktionsdiagnostik – Systematik und Auswertung; In: ''zm.'' 2/2004.</ref><ref>Vgl.: Lange, Ahlers, Ottl; http://www.dgfdt.de/patienten/patienteninformationen/cmd-begriff-leitsymptome/; Craniomandibuläre Dysfunktionen. Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie</ref> | |||
#Störung der Kauflächen (Okklusopathie), | |||
#Störung der Kaumuskulatur (Myopathie) und | |||
#Störung des Kiefergelenkes (Arthropathie). | |||
Noch genauer gesagt handelt es sich dabei um | |||
#Schmerzen der Kaumuskulatur („myofaszialer Schmerz“), | |||
#Verlagerungen der Knorpelscheibe im Kiefergelenk („Diskusverlagerung“) und | |||
#entzündliche oder degenerative Veränderungen des Kiefergelenks (Gelenksschmerzen (Arthralgie), Gelenkentzündung (Arthritis) und Gelenkverschleiß (Arthrose). | |||
Diese Fehlregulationen können schmerzhaft sein und/oder Ursache für z.B. Tinnitus, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Nackenschmerken, Lichtempfindlichkeit und andere Symptome sein. Die kraniomandibuläre Dysfunktion kann sowohl Ursache als auch Folge von Stress sein. | |||
In Deutschland hat sich der Begriff ''Kraniomandibuläre Dysfunktion'' eingebürgert. In der Schweiz wird der Begriff ''Myoarthropathie'' bevorzugt, im englischen Sprachraum ''Temporomandibular Disorders'' oder ''temporo-mandibular-Joint-Disease'' (TMDs, TMJ). | |||
Version vom 9. Oktober 2023, 19:40 Uhr
Kraniomandibuläre Dysfunktionen[1][2]
Kraniomandibuläre Dysfunktion oder Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Dabei sind die Zähne und deren Okklusion, die Kiefergelenke und die Kaumuskeln beteiligt.
Nach der Definition der | Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) sind Kraniomandibuläre Dysfunktionen eine Funktionsstörung, die die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke und/oder die Okklusion betrifft.[3][4]
Die genaue Diagnose unterscheidet[5][6]
- Störung der Kauflächen (Okklusopathie),
- Störung der Kaumuskulatur (Myopathie) und
- Störung des Kiefergelenkes (Arthropathie).
Noch genauer gesagt handelt es sich dabei um
- Schmerzen der Kaumuskulatur („myofaszialer Schmerz“),
- Verlagerungen der Knorpelscheibe im Kiefergelenk („Diskusverlagerung“) und
- entzündliche oder degenerative Veränderungen des Kiefergelenks (Gelenksschmerzen (Arthralgie), Gelenkentzündung (Arthritis) und Gelenkverschleiß (Arthrose).
Diese Fehlregulationen können schmerzhaft sein und/oder Ursache für z.B. Tinnitus, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Nackenschmerken, Lichtempfindlichkeit und andere Symptome sein. Die kraniomandibuläre Dysfunktion kann sowohl Ursache als auch Folge von Stress sein.
In Deutschland hat sich der Begriff Kraniomandibuläre Dysfunktion eingebürgert. In der Schweiz wird der Begriff Myoarthropathie bevorzugt, im englischen Sprachraum Temporomandibular Disorders oder temporo-mandibular-Joint-Disease (TMDs, TMJ).
Tinnitus[7]
'Tinnitus (Eigentlich Tinnitus aurium, deutsch: „Klingeln der Ohren“, lateinisch tinnitus von tinnīre, „klingeln“, auris „Ohr“),[8] ist eine Hörerfahrung, die ohne einen auf das Ohr treffenden Schall ein- oder beidseitig erlebt wird. Es gibt also keine äußere Schallquelle für die wahrgenommenen Geräusche.
Die Art der scheinbaren Geräusche ist sehr vielfältig: Die Hör-Eindrücke werden als Brummton, Pfeifton, Zischen, Rauschen, Knacken oder Klopfen beschrieben. Das Geräusch kann in seiner Intensität gleichbleibend sein, aber auch einen schwankenden oder sogar rhythmisch-pulsierenden Charakter haben. Es hat jedoch nicht immer eine Ähnlichkeit mit einem Geräusch aus der realen akustischen Umwelt.
Tinnitus wird oft in verschiedene Schweregrade eingeteilt. E. Biesinger definiert vier Schweregrade[9]:
- Grad I: Der Tinnitus belastet den Betroffenen kaum. Trotz der Ohrgeräusche besteht kein Leidensdruck.
- Grad II: Betroffene kommen noch ohne größere negative Folgen mit ihrem Alltag zurecht. Der Tinnitus wird in bestimmten Situationen oder bei Stress jedoch als belastend erlebt.
- Grad III: Es bestehen dauerhafte Beeinträchtigungen der Lebensqualität sowie der beruflichen Leistungsfähigkeit. Störungen im emotionalen, körperlichen und kognitiven Bereich sind zu erwarten. Noch sind die betroffenen Personen arbeitsfähig.
- Grad IV: Völlige Dekompensation: Betroffene sind beruflich wie privat schwer beeinträchtigt; Erwerbsunfähigkeit, Suizidgedanken oder -versuche.| Schwerer Tinnitus kann Frauen in den Selbstmord treiben .
Schienenarten[10]
Aufbissschienen werden für sehr verschiedene Einsatzbereiche (Indikationen) verwendet.
- Okklusionsschienen als zeitlich begrenztes (temporäres) Hilfsmittel bei der Behandlung (Therapie) einer kraniomandibulären Dysfunktion (CMD).
- Protrusionsschienen zur Behandlung von Schnarchen und zur Vermeidung der damit verbundenen Atemaussetzer (Apnoe) beim Patienten.
- Knirscherschiene zum Schutz der Zahnhartsubstanz vor Abbrieb bzw. Abnutzung (Attrition) durch Knirschen (Bruxismus).
- Schienen zur zeitlich begrenzten (temporären) Schienung von gelockerten Zähnen (z.B. durch einen Unfall).
Indikation und Wirkungweise von Okklusionsschienen
Eine Schiene hat je nach Gestaltung unterschiedliche neuromuskuläre Effekte (wirkt auf Nerven und Muskeln). Sie wirken auf die Funktion
- der Zähne,
- der Muskeln und/oder
- der Kiefergelenke.
Fehlunktionen (dysfunktionelle Effekte) und parafunktionelle Aktivitäten (Unterkieferbewegungen und Zahnkontakte, die Fehlfunktionen auslösen) sollen durch Schienen ausgeschaltet bzw. reduziert werden. Die Schiene vermindert (reduziert) dazu die okklusalen Kontakte oder hebt diese ganz auf. Auf der Grundlage einer klinischen Funktionsanalyse (z.B. ein intraorales Stützstiftregistrat oder einen elektronische Analyse mit Hilfe des Zebris-Systems) kann eine Aufbissschiene auch die Position der UK-Kondylen in den Gelenkgruben anpassen bzw korrigieren. Damit verändert sich dann auch die Position des Unterkiefers zum Oberkiefer. Das verändert dann auch die Okklusion der Zähne. Die Behandlerin oder der Behandler (am besten als Team aus Zahntechnikerin/Zahntechniker und Zahnärztin/Zahnarzt) ermittelt eine sogenannte Leitsymptomatik. Eine Symptomatik meint die sichtbaren bzw. feststellbarren Fehlfunktionen (Parafunktionen). Es können auch mehrere Fehlfunktionen (Symptomatiken) kombiniert sein, die Leitsymptomatik ist die vorherrschende Symptomatik. Die Symptome können
- myogen (durch Muskeln ausgelöst),
- arthrogen (durch die Kiefergelenke, speziell diskogen, wenn die Gelenkscheibe gemeint ist) und/oder
- dentogen (durch die Zähne)
verursacht sein. Beliebige Kombinationen der auslösenden Strukturen (Muskeln, Zähne, Kiefergelenke) sind möglich.
Okklusionsschienenkonzepte
Wirklich aussagekräftige (evidente) medizinische Studien zur Wirksamkeit von Okklusionsschienen gibt es nur wenige. Die Deutsche Gesellschaft für ... Einfügen! Eine erfolgreiche Schienentherapie basiert oft auf der Erfahrung der beteiligten Personen Zahnärztin/Zahnarzt, Zahntechnikerin/Zahntechniker und der Bereitschaft der Patientin oder des Patienten zur Mitarbeit (Complience).
Äquilibrierungsschienen
Äquilibrierungsschienen sollen das Zusammenspiel der Muskeln und Zähne verändern. Sie sind somit bei kombinierter myogener Symptomatik einsetzbar, die oft auch dentogen ausgelöst (getriggert) ist. Diese Schienen heißen auch Relaxationsschienen, Stabilisierungsschienen, "Michigan-Schienen" oder Zentrikschienen. Die Schiene verhindert Zahnkontakte. Sie hat im Seitenzahnbereich als statische (ohne horizontale Bewegung des Unterkiefers) okklusale Kontaktbereiche sehr flache Gruben für die antagonistischen Stampfhöcker. Diese Gruben sollen weiterhin Spielraum in alle Bewegungsrichtungen des UK haben. Außerdem hat sie für die dynamische Okklussion (horizontale Bewegung des Unterkiefers, Laterotrusion, Protrusion) eine Front- und Eckzahnführung. Manchmal wird auch die Retrusion geführt bzw. blockiert (Retrusionsfacetten). Sie hilft so dem gesamten System aus Muskeln und Kiefergelenken (dem kraniomandibulären System) eine gesunde (physiologische) Position des Unterkiefers zum Oberkiefer automatisch zu finden (madibulären Autorepostion).
Zur Unterstützung müssen die Kontaktbereiche der antagonistischen Stampfhöcker regelmäßig von der Behandlerin oder dem Behandler auf die sich verändernde Position des Uk zum Ok angepasst (adjustiert) werden. Wenn im Laufe der Behandlung keine Adjustierung mehr notwendig ist, ist die mandibuläre Autoreposition agbeschlossen. Evtl. ist nun eine keiferorthopädische Behnadlung oder eine prothetische Versorgung notwendig, um die Okklusion an die neue UK-Position anzupassen. Die regelmäßige Adjustierung ist entscheidend für den Erfolg der Schienentherapie. Die ist häufig auch bei diskogenen und schmerzhaften athrogenen Symptomen erfolgreich.
Reflexschienen
Reflexschienen heben eingefahrene störende bzw. schädigende (parafunktionelle) Zahnkontakte und Bewegungsmuster suf. Sie werden für kurze Zeit (temporäer) getragen. Sie normalisieren eine erhöhte Muskelspannung (Muskeltonus). Reflexschienen verringern zu Beginn der Behandlung (akut) Schmerzen. Sie beheben also das eigentliche Problem nicht, sondern die schädigende Wirklung wird temporär verhindert. Sie werden daher oft vor Beginn einer Behandlung mit einer Äquilibrierungsschienen temporär eimngesetzt. Auch kurz vor einer Funktionsanalyse werden sie verwendet, damit diese unbehindert von Parakunktionen ablaufen kann. Äquilibrierungsschienen heißen auch Desorientierungsschienen, Interzeptoren oder Relaxationsbehelfe mit reduziertem Aufbiss. Auch sogenannte hydrostatische Schienen (z.B. der Firma Aqualizer) gehören zur Gruppe der Reflexschienen. Sie haben miteinander verbundene Wasserpolster auf beiden Seiten. So kann die Okklusion auf beiden Seiten unabhängig aufeinander abgestimmt werden. Bei arthrogener Symptomatik sollten sie nicht verwendet werden (sind sie nicht indiziert).
Positionierungsschienen
Positionierungsschienen dienen zur Behandlung (Therapie) von diskogenen Fehlfunktionen (Dysfunkionen). Schmerzhafte Verlagerungen des Diskus mit auffälligen Knacken im Kiefergelenk bei bestimmten Bewegungen und Bewegungseinschrängungen des UK sind Anzeichen dafür. Positionierungsschienen heißen auch Repositionierungsschienen oder Reponierungsschienen. Der Unterkiefer soll durch eine Positionierungsschiene in einer neuen (therapeutischen) Position zum Oberkiefer positioniert werden. In dieser Position soll der Diskus wieder in seine ursprüngliche (physiologische) Lage in der Gelenkgrube positioniert werden. Um auch zwischen den Zahnreihen eine zentrische Okklusion zu erzeugen, muss im Anschluss an die Schienenthearpie eine kieferorthopädische Behandlung oder eine prothetische Versorgung erfolgen. Die Zahnreihen passen ansonsten nach einer repositionierung nicht mehr zueinander. Positionierungsschienen haben deutlichere und tiefere Einbisse für die antogonistischen Stanpfhöcker als
Protrusionsschienen
Knirscherschienen
- ↑ Vgl.:https://de.wikipedia.org/wiki/Kraniomandibul%C3%A4re_Dysfunktion
- ↑ Vgl.:A. Bumann, D. Heekeren; Individuelle Schienentherapie bei CMD-Patienten, Quintessenz Zahntechnik 11/2013; S. 1518-1529
- ↑ Vgl.: https://www.dgfdt.de/documents/266840/35559542/Wissenschaftliche+Stellungnahme+Therapie+der+CMD_05.2022/13f4072e-a5b8-4524-b2a1-8dd73630310a
- ↑ Vgl: https://www.dgfdt.de/documents/266840/266917/Begriffsbestimmungen+NEU/3cc28f96-978a-447d-a154-e08e0b5cd9bd
- ↑ Vgl.: M. Oliver Ahlers; http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/22_04/pages2/titel1.htm; Funktionsdiagnostik – Systematik und Auswertung; In: zm. 2/2004.
- ↑ Vgl.: Lange, Ahlers, Ottl; http://www.dgfdt.de/patienten/patienteninformationen/cmd-begriff-leitsymptome/; Craniomandibuläre Dysfunktionen. Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie
- ↑ Vgl.:https://de.wikipedia.org/wiki/Tinnitus
- ↑ K. E. Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1918; Nachdruck Darmstadt 1998, Band 2, Sp. 3131, tinnio.
- ↑ E. Biesinger, H. Iro (Hrsg.): Tinnitus. Springer-Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 978-3-540-27491-9, S. 21 und 63.
- ↑ Vgl.: Daniel Weber; Welche Schienentypen sind heute relevant? Quintessenz Zahntechnik 2013; S. 1496-1500