LS7.1 Die Kieferrelationsbestimmung: Unterschied zwischen den Versionen

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Denken wir an Herbert zurück. Da scheint doch ganz klar Einiges bei der Herstellung der Totalprothese schief gelaufen zu sein. Damit es anderen Patient*innen nicht so ergeht wie Herbert, fangen wir erst mal an, die ''verlorene'' Kieferrelation wieder herzustellen.
Denken wir an Herbert zurück. Da scheint doch ganz klar Einiges bei der Herstellung der Totalprothese schief gelaufen zu sein. Damit es anderen Patient*innen nicht so ergeht wie Herbert, fangen wir erst mal an, die ''verlorene'' Kieferrelation wieder herzustellen.
===Die Kieferrelationsbestimmung===
Grundsätzlich kann die Kieferrelation in zwei Richtungen bestimmt werden, und zwar vertikal und horizontal.
Zur Bestimmung der '''vertikalen''' Kieferrelation kann
* das Neuromuskuläre Verfahren
* das Phonetische Verfahren und
* das Craniometrische Verfahren herangezogen werden.
Dabei wird die Lage des Unterkiefers zum Oberkiefer ermittelt, also die Bisshöhe.
Nachdem die vertikale Kieferrelation bestimmt worden ist, wird bei den '''horizontalen''' Verfahren die Unterkieferrelation in transversaler und sagittaler Richtung bestimmt. Ein Verfahren der '''Horizontalen''' Kieferrelation ist das [[Lernsituation_3_-_Individuelles_Einstellen_von_Modellen_in_einen_Artikulator#Intraorales_St.C3.BCtzstiftregistrat_.28Pfeilwinkelregistrat.29|'''Intraorales Stützstiftregistrat''']] (Pfeilwinkelregistrat), welches du bereits in Lernfeld 2/3 kennen gelernt hast.
Eine exakte Bestimmung der vertikalen und horizontalen Kieferrelation ist ein entscheidender Vorgang bei der Herstellung totaler Prothesen. Sie ist für die langfristige Wiederherstellung der Funktion, die Schonung der Kiefer vor strukturschädigenden Einwirkungen, der Erhaltung der Selbstregulation im Kausystem und nicht zuletzt für die zwischenmenschlichen Beziehungen von großer Bedeutung.
====Vertikale Kieferrelation====
'''1| Das Neuromuskuläre Verfahren'''
Hier findest du das Thema [[Lernsituation_3_-_Individuelles_Einstellen_von_Modellen_in_einen_Artikulator#Bisschablonen|Bissschablonen]] im Lernfeld 2/3.
Bei diesem Verfahren wird die Ruheschwebe bestimmt.
In der Praxis geschieht das wie folgt am Patienten/an der Patientin:
Zunächst wird mit einem Filzstift die '''Nasenspitze''' und die '''Kinnspitze''' mit einem Punkt markiert. Der Patient/die Patientin wird aufgefordert aufzustehen und entspannt geradeaus in die Ferne zu schauen. Dabei nimmt der Unterkiefer die sogenannte [[Ruheschwebe]] ein.
* Der Abstand der beiden Gesichtsmarkierungen in der Ruheschwebe wird gemessen und notiert.
* Die vorbereiteten [[Bissschablonen]] werden eingesetzt.
* Der Patient wird aufgefordert, den Mund zu schließen.
* Nun werden die Wachswälle solange gekürzt, bis der Abstand der Gesichtsmarkierungen etwa 3-4 mm kürzer ist als in der Ruheschwebe.
* Das ästhetische Erscheinungsbild des Gesichtes wird nun kontrolliert (Gesichtsfalten, Lippenfülle usw.)
* Sprechprobe: Beim Sprechen verschiedener Laute werden bestimmte Interokklusalabstände eingehalten. Die Wachswälle dürfen nicht aneinanderstoßen. Evtl. muss die Länge der Wachswälle dann noch korrigiert werden.
* Die Wachswälle werden fixiert.
<div {{Arbeitsblatt}}>
Die Herstellung von Bissschablonen auf Funktionsmodellen wurde schon im Lernfeld 2/3 besprochen.
Arbeitsaufträge zur Wiederholung:
* '''Skizziere''' eine Bissschablone.
* '''Markiere''' und '''benenne''' die Bedeutung der Linien auf Bisswällen.
* '''Nenne''', welche Höhe die Bisswälle im Ober- und Unterkiefer in der Regel haben.
</div>
'''2| Das Phonetische Verfahren'''
Bei diesem Verfahren wird der Sprechabstand bestimmt. Genau genommen dient es bei dem neuromuskulären Verfahren als Kontrolle in Form einer Sprechprobe, bei der verschiedene Laute ausgesprochen werden.
'''3| Das Craniometrische Verfahren'''
Seit über 100 Jahren wird davon ausgegangen, dass im menschlichen Gesicht bestimmte Proportionen existieren, mit deren Hilfe die vertikale Kieferrelation bei zahnlosen Menschen bestimmt werden kann.
Das Gesicht wird symmetrisch dreigeteilt in die Abschnitte
* Stirnpunkt - Nasenwurzel
* Nasenwurzel - Subnasalpunkt und
* Subnasalpunkt - Kinnspitze.
Alle Abschnitte sind im Verhältnis gleich zueinander.
Nach dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt '''"Goldenen Schnitt"'''] gibt es bestimmte Abstände zwischen zwei Punkten. Bei einer geteilten Gesamtlänge ist das Verhältnis der kleinen Strecke zu der großen gleich dem Verhältnis der großen zur gesamten Strecke.
Bei Patient*innen werden dazu '''N'''asenspitze, '''O'''berlippe und '''K'''innspitze markiert und mit einem Zirkel vermessen.
Der Abstand zwischen ''Nasenspitze und Oberlippe'' zum Abstand zwischen ''Oberlippe und Kinnspitze'' soll sich genauso verhalten wie
der Abstand zwischen ''Oberlippe und Kinnspitze'' zum Abstand zwischen ''Nasenspitze und Kinnspitze''.
Kurz gesagt: Der Abstand N-O zu O-K verhält sich genauso wie der Abstand O-K zu N-K.
<div {{Arbeitsblatt}}>
Jetzt bist du an der Reihe.
Versuch
'''Überprüfe''' die beiden craniometrischen Verfahren.
'''Level 1/2:'''
'''Markiere''' dazu die Punkte in deinem Gesicht und miss die Strecken. Für den goldenen Schnitt kannst du auch einen Zirkel verwenden.
Stimmen die Verhältnisse zueinander?
'''Level 3/4:'''
'''Markiere''' dazu die Punkte in deinem Gesicht und miss die Strecken. Für den goldenen Schnitt kannst du auch einen Zirkel verwenden.
Stimmen die Verhältnisse zueinander?
'''Beschreibe''', welche Probleme bei der vertikale Kieferrelationsbestimmung entstehen können. Vielleicht hilft ein Blick in [https://www.zm-online.de/archiv/2011/01/zahnmedizin/kieferrelationsbestimmung/ diesen] Artikel.
</div>
====Horizontale Kieferrelation====
Nachdem die vertikale Kieferrelation bestimmt worden ist, wird bei den horizontalen Verfahren die Unterkieferrelation in transversaler und sagittaler Richtung bestimmt. Ein Verfahren der Horizontalen Kieferrelation ist das [[Lernsituation_3_-_Individuelles_Einstellen_von_Modellen_in_einen_Artikulator#Intraorales_St.C3.BCtzstiftregistrat_.28Pfeilwinkelregistrat.29|Intraorales Stützstiftregistrat]] (Pfeilwinkelregistrat), welches du bereits in Lernfeld 2/3 kennen gelernt hast.
In diesem Lernvideo wird dir die Herstellung des Stützstiftregistrates sowie dessen Anwendung genau erklärt:
<html><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/kOt-m0p5tXM" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></html>
Diese Videoanleitungzeigt die Kieferrelationsbestimmung am Patienten:
<html><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/_vR2aGEOYxk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></html>
<div {{Arbeitsblatt}}>
#Dokumentiere in Stichworten die Herstellung eines Stützstiftregistrates.
#Zeiche einen "Gotischen Bogen" und erläutere die Bedeutung der einzelnen Striche genau.
#Zeichne und erläutere die Ermittlung der Zentrik mit Hilfe des "Gotischen Bogens".
</div>

Version vom 10. November 2024, 19:25 Uhr

Die verlorene Kieferrelation wiederfinden

Denken wir an Herbert zurück. Da scheint doch ganz klar Einiges bei der Herstellung der Totalprothese schief gelaufen zu sein. Damit es anderen Patient*innen nicht so ergeht wie Herbert, fangen wir erst mal an, die verlorene Kieferrelation wieder herzustellen.

Die Kieferrelationsbestimmung

Grundsätzlich kann die Kieferrelation in zwei Richtungen bestimmt werden, und zwar vertikal und horizontal.

Zur Bestimmung der vertikalen Kieferrelation kann

  • das Neuromuskuläre Verfahren
  • das Phonetische Verfahren und
  • das Craniometrische Verfahren herangezogen werden.

Dabei wird die Lage des Unterkiefers zum Oberkiefer ermittelt, also die Bisshöhe.

Nachdem die vertikale Kieferrelation bestimmt worden ist, wird bei den horizontalen Verfahren die Unterkieferrelation in transversaler und sagittaler Richtung bestimmt. Ein Verfahren der Horizontalen Kieferrelation ist das Intraorales Stützstiftregistrat (Pfeilwinkelregistrat), welches du bereits in Lernfeld 2/3 kennen gelernt hast.


Eine exakte Bestimmung der vertikalen und horizontalen Kieferrelation ist ein entscheidender Vorgang bei der Herstellung totaler Prothesen. Sie ist für die langfristige Wiederherstellung der Funktion, die Schonung der Kiefer vor strukturschädigenden Einwirkungen, der Erhaltung der Selbstregulation im Kausystem und nicht zuletzt für die zwischenmenschlichen Beziehungen von großer Bedeutung.


Vertikale Kieferrelation

1| Das Neuromuskuläre Verfahren

Hier findest du das Thema Bissschablonen im Lernfeld 2/3.

Bei diesem Verfahren wird die Ruheschwebe bestimmt. In der Praxis geschieht das wie folgt am Patienten/an der Patientin: Zunächst wird mit einem Filzstift die Nasenspitze und die Kinnspitze mit einem Punkt markiert. Der Patient/die Patientin wird aufgefordert aufzustehen und entspannt geradeaus in die Ferne zu schauen. Dabei nimmt der Unterkiefer die sogenannte Ruheschwebe ein.

  • Der Abstand der beiden Gesichtsmarkierungen in der Ruheschwebe wird gemessen und notiert.
  • Die vorbereiteten Bissschablonen werden eingesetzt.
  • Der Patient wird aufgefordert, den Mund zu schließen.
  • Nun werden die Wachswälle solange gekürzt, bis der Abstand der Gesichtsmarkierungen etwa 3-4 mm kürzer ist als in der Ruheschwebe.
  • Das ästhetische Erscheinungsbild des Gesichtes wird nun kontrolliert (Gesichtsfalten, Lippenfülle usw.)
  • Sprechprobe: Beim Sprechen verschiedener Laute werden bestimmte Interokklusalabstände eingehalten. Die Wachswälle dürfen nicht aneinanderstoßen. Evtl. muss die Länge der Wachswälle dann noch korrigiert werden.
  • Die Wachswälle werden fixiert.


Die Herstellung von Bissschablonen auf Funktionsmodellen wurde schon im Lernfeld 2/3 besprochen.

Arbeitsaufträge zur Wiederholung:

  • Skizziere eine Bissschablone.
  • Markiere und benenne die Bedeutung der Linien auf Bisswällen.
  • Nenne, welche Höhe die Bisswälle im Ober- und Unterkiefer in der Regel haben.



2| Das Phonetische Verfahren

Bei diesem Verfahren wird der Sprechabstand bestimmt. Genau genommen dient es bei dem neuromuskulären Verfahren als Kontrolle in Form einer Sprechprobe, bei der verschiedene Laute ausgesprochen werden.


3| Das Craniometrische Verfahren

Seit über 100 Jahren wird davon ausgegangen, dass im menschlichen Gesicht bestimmte Proportionen existieren, mit deren Hilfe die vertikale Kieferrelation bei zahnlosen Menschen bestimmt werden kann.

Das Gesicht wird symmetrisch dreigeteilt in die Abschnitte

  • Stirnpunkt - Nasenwurzel
  • Nasenwurzel - Subnasalpunkt und
  • Subnasalpunkt - Kinnspitze.

Alle Abschnitte sind im Verhältnis gleich zueinander.

Nach dem "Goldenen Schnitt" gibt es bestimmte Abstände zwischen zwei Punkten. Bei einer geteilten Gesamtlänge ist das Verhältnis der kleinen Strecke zu der großen gleich dem Verhältnis der großen zur gesamten Strecke.

Bei Patient*innen werden dazu Nasenspitze, Oberlippe und Kinnspitze markiert und mit einem Zirkel vermessen.

Der Abstand zwischen Nasenspitze und Oberlippe zum Abstand zwischen Oberlippe und Kinnspitze soll sich genauso verhalten wie der Abstand zwischen Oberlippe und Kinnspitze zum Abstand zwischen Nasenspitze und Kinnspitze.

Kurz gesagt: Der Abstand N-O zu O-K verhält sich genauso wie der Abstand O-K zu N-K.

Jetzt bist du an der Reihe.

Versuch

Überprüfe die beiden craniometrischen Verfahren.

Level 1/2:

Markiere dazu die Punkte in deinem Gesicht und miss die Strecken. Für den goldenen Schnitt kannst du auch einen Zirkel verwenden.

Stimmen die Verhältnisse zueinander?


Level 3/4:

Markiere dazu die Punkte in deinem Gesicht und miss die Strecken. Für den goldenen Schnitt kannst du auch einen Zirkel verwenden.

Stimmen die Verhältnisse zueinander?

Beschreibe, welche Probleme bei der vertikale Kieferrelationsbestimmung entstehen können. Vielleicht hilft ein Blick in diesen Artikel.

Horizontale Kieferrelation

Nachdem die vertikale Kieferrelation bestimmt worden ist, wird bei den horizontalen Verfahren die Unterkieferrelation in transversaler und sagittaler Richtung bestimmt. Ein Verfahren der Horizontalen Kieferrelation ist das Intraorales Stützstiftregistrat (Pfeilwinkelregistrat), welches du bereits in Lernfeld 2/3 kennen gelernt hast.

In diesem Lernvideo wird dir die Herstellung des Stützstiftregistrates sowie dessen Anwendung genau erklärt:

Diese Videoanleitungzeigt die Kieferrelationsbestimmung am Patienten:

  1. Dokumentiere in Stichworten die Herstellung eines Stützstiftregistrates.
  2. Zeiche einen "Gotischen Bogen" und erläutere die Bedeutung der einzelnen Striche genau.
  3. Zeichne und erläutere die Ermittlung der Zentrik mit Hilfe des "Gotischen Bogens".