Ausgleich der Kräfte, die auf Partielle Prothesen wirken

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Kräfte an Partiellen Prothesen

Auf partielle Prothesen wirken bei verschiedenen Belastungen Druck-, Zug- und Schubkräfte. Die Klammern (bestehend aus einem kleinen Verbinder (oder Appendix), einer Auflage, Klammerschulter, Klammeroberarm(en) und Klammerunterarm(en) müssen diese Kräfte so abfangen und auf die Schleimhaut und das Restgebiss übertragen, dass die Prothese auch bei Belastung ohne sich zu bewegen im Mund liegt.

Druckkräfte

Eine partielle Prothese kann gingival (auf der Schleimhaut) und parodontal (auf dem Zahnhalteapparat der Restzähne) abgestützte Prothesensättel sowie rein parodontal abgestützte Prothesensättel enthalten. Man nennt die Prothesensättel Freiendsättel (Gingival/parodontal abgestützt) bzw. Schaltsättel (rein parodontal abgestützt).

Stützlinien mit Stützfeldl

Die Verbindung der der Stützelemente nennt man Stützlinien, die sich dadurch ergebende Fläche ist das "parodontale Stützfeld". Alle Druckbelastungen innerhalb des Stützfeldes sind rein parodontale Belastungen.

Freiendsattel

"Gingival und parodontal abgestützt" bedeutet, dass der Prothesensattel bei Druckbelastung in die leicht resiliente (nachgiebige) Schleimhaut gedrückt und von ihr getragen wird. Gleichzeitig übertragen eine oder mehrere Auflagen den Druck auf das Parodontium der ausgesuchter Restzähne.

Schaltsattel

"Rein parodontal abgestützt" bedeutet, dass zwei oder mehrere Auflagen den Druck auf das Parodontium von Restzähnen übertragen.

Ein Schaltsattel sollte mit zwei sattelnahen Auflagen gegen Druckkräfte abgestützt sein. Sie übertragen die Druckkräfte komplett auf das Parodontium der abstützenden Restzähne. Ein ausgedehnter Sattel ist somit überflüssig und sollte vermieden werden.

Druckkräfte auf einen Freiendsattel

Ein Freiendsattel sollte mit einer sattelfernen Auflage und einem möglichst großflächigen Sattel unter Einbeziehung des kaum von Atrophie betroffenen Tuber maxillae bzw. des retromolaren Polsters gegen Druckkräfte abgstützt werden. Die sattelferne Auflage ermöglicht eine gleichmäßigere Übertragung von Druckkräften auf die Schleimhaut als einen sattelnahe Auflage. Außerdem wird Druckbelastung so senkrechter auf den abstützenden Zahn übertragen (das erhöht seine längerfristigen Überlebenschancen ;-).

Der möglichst große Sattel verteilt die Druckkräfte auf einen möglichst großen Bereich der Schleimhaut und reduziert somit das Einsinken des Sattels bei Druckbelastung.

Trotzdem könnte bei Druckbelastung durch das Einsinken des Sattels eine Rotation um die hintersten Abstützungspunkte beider Quadranten (Auflagen bei Kennedy Klasse II-IV, Auflagen und Sattelenden bei Kennedy Klasse I) entstehen. Die Linie durch diese beiden Punkte nennt man Rotationachse. Die Rotation wird durch Halteelemente (Klammern) verhindert, die auf der gegenüberliegenden Seite der Rotationsache platziert sind. Hier kommt jetzt das schon bekannt Mammut ins Spiel ;-). Es ensteht auf der belasteten Seite ein Last(hebel)arm (den Wortteil "hebel" lässt man im Sprachgebrauch oft weg), der vom letzten antagonistisch belasteten Zahn im rechten Winkel zur Rotationsache führt. Auf der anderen Seite der Rotationsachse ensteht ein Kraft(hebel)arm, der von der Klammerspitze im rechten Winkel zur Rotationsache führt. Die Chancen, dass die Klammer die Rotation der Prothese verhindern kann ist um so größer, je günstiger das Verhältnis von Kraft- zu Lastarm ist. Günstig ist nach der schon bekannten "unwahrscheinlichen Theorie" ein möglichst kurzer Lastarm in Verbindung mit einem möglichst langen Kraftarm.

Zugkräfte

Ausgleich von Zugkräften an einem Freiendsattel

Zugkräfte können zum Beispiel durch klebrige Speisen oder schon durch die Schwerkraft (Oberkiefer, außer im Kopfstand ;-)) auf die Prothese ausgeübt werden. Sie werden von den Klammerunterarmen der Halteelemente aufgenommen.

Zugkräfte auf Freiendsättel werden von den sattelnahen Halteelementen abgefangen. Bei Zugkräften auf Freiendsättel arbeitet eine möglichst weit vom Sattel weg positionierte Auflage als Widerlager und verhindert das Hoch- bzw. Herunterkippen des ja nur mit einer Klammer versehenen Freiendsattels. Im rechts dargestellten Bild verhindern die rot umrandeten Klammerunterarme das Abheben des Freiendsattels, während die grün umrandete Auflage das Kippen verhindert. In der Literatur wird diese Auflage oft als "Kippmeider" bezeichnet.

Schubkräfte

Schubkräfte, also Kräfte die von der Seite auf die Halte- und Stützelemete der Prothese wirken, werden durch die am Zahn sauber anliegenden Klammeroberarme abgefangen. So bleibt der richtige "Sitz" der Prothese im Restgbiss gewährleistet.


Arbeitsauftrag 1

Ermittle die Lage der notwendigen Abstüzungselemente für den Patientenfall und skizziere sie. Suche mögliche Rotationsachsen und zeichne sie ebenfalls ein. Versuche durch Einzeichnen von Kraft- und Lastarmen eine möglichst günstige Position für Klammerspitzen zur Verhinderung von Rotation zu finden. Du findest hier Bilder der Patientensituation. Vergleicht eure Ergebnisse in der Klasse!


Arbeitsauftrag 2

Versuche durch Veränderungen in deiner Konstruktion günstigere Kraft-Last-Verhältnisse zu schaffen. Du darfst dabei ruhig kreativ sein und die oben genannten Regeln evtl. auch missachten!