LS5.1 Das Form-Funktions-Gesetz
Das Form-Funktions-Gesetz
Das Form-Funktions-Gesetz besagt, dass die Form einer organischen Struktur so ist, dass dessen Funktion (=Aufgabe) optimal erfüllt werden kann. So ist auch die besondere Form eines jeden Zahnes eng an dessen Funktion gebunden (siehe auch: Wikipedia, form follows function).
Gewebe haben sich also ihrem Zweck entsprechend in ihrer Form entwickelt. Verändert sich die Funktion, so verändert sich auch die Form. Ein Beispiel dafür ist die Muskulatur eines eingegipsten Armes. Da der Arm nicht bewegt werden kann (Funktion), schrumpfen die betroffenen Muskeln (Form).
Arbeitsauftrag
Im Projektraum liegen verschiedene Tiergebisse aus.
1. Ordnet gemeinsam diese Gebisse Tieren zu und schließt von der Form auf ihre jeweilige Funktion.
2. Notiert eure Ergebnisse auf jeweils eine Karte.
3. Macht Fotos eurer Ergebnisse. Diese werden in eurem virtuellen Klassenzimmer bei Moodle gesichert.
Zeit: 15 Minuten
Wenn man diese Gesetzmäßigkeit (form follows function) genau betrachtet, wird klar, dass die Form unserer Zähne keine zufällige Laune der Natur darstellt. Für uns als Zahntechniker*innen bedeutet dies, dass ein Zahnersatz ebenfalls die korrekte anatomische Form aufweisen muss, um die Funktion des fehlenden Zahnes oder Gewebes zu übernehmen.
Du musst daher die genaue Morphologie der Zähne kennen und wissen, welche Funktion die einzelnen Zähne jeweils haben. Nur dann kannst du sie passend zu ihrer Funktion nachbilden.
Das Säugetiergebiss besteht aus 4 verschieden gestalteten Zahnformen:
- Dentes incisivi (Singular: Dens incisivus), Schneidezähne
- Dentes canini (Singular: Dens caninus), Eckzähne
- Dentes praemolares (Singular: Dens praemolaris), Kleine Backenzähne
- Dentes molares (Singular: Dens molaris), Große Backenzähne
Die einzelnen Zahngruppen haben spezielle Aufgaben:
- Schneidezähne: Abtrennen einzelner Bissen und Lautbildung beim Sprechen.
- Eckzähne: Festhalten der Nahrung zum Abbrechen oder Abreißen mit der Hand.
- Backenzähne: Zerquetschen der Nahrung.
Zusätzliche Informationen für interessierte Schülerinnen und Schüler (nicht verpflichtend)
Die Zähne sind im Kiefer in einem Knochenfach verankert. Das Kauflächenmuster ist genetisch festgelegt. So stimmt z. B. das Muster der unteren Molaren des Menschen mit dem der Menschenaffen überein. Bei diesen hat der erste untere Molar ebenfalls drei bukkale und zwei linguale Höcker. Die fünf Höcker schließen ein Fissurenbild in Form eines Y ein. Primaten, die das Kauflächenbild nicht aufweisen, scheiden aus der näheren Verwandtschaft des Menschen aus. Ebenso ist die Größe der Zähne erblich bedingt und wird unabhängig von der ebenfalls erblich bedingten Kiefergröße bestimmt (oft Ursache für Engstand oder lückenhafte Zahnverteilung).
Die Aufgaben der Zähne des Menschen:
- Scheiden (Abbeißen) der Speisen durch Schneidezähne
- Schluckfertiges Aufbereiten der Speise durch Kauflächenzähne
- Physiologische Kraftübertragung über Zahnhalteapparate auf Kieferknochen
- Schutz des marginalen Parodontiums beim Kauen
- Abstoppen der Kieferschlussbewegung
- Ertasten von Fremdkörpern in der Speise und Schluckfunktion
- Ermöglichung der Selbstreinigung durch Zunge und Wange aufgrund der Anatomie
- Physiologisch-ästhetische Wirkung
- Orientierung für Zunge bei Lautbildung
- Biomechanische Kraftverteilung auf Restzähne