Galvanotechnik im Dentallabor
Was ist Galvanoforming?
Im Gegensatz zu galvanischen Beschichtungen, die auf ein Grundmaterial aufgebracht werden und eine Schichtdicke von 10nm bis 50µm haben, wird mit Galvanoforming eine selbsttragende Struktur mit einer Dicke im Dentalbereich von 170 bis 300µm hergestellt.
Ein großer Unterschied besteht in den Galvanikbädern. Während bei industriellen Beschichtungen nicht selten cyanidische Bäder Verwendung finden, wird im Dentalbereich ein ungiftiges sulfidisches Goldbad verwendet. Hierbei wird aus einem in Wasser dissoziierten Ammonium-Goldsulfit-Komplex mit Hilfe von elektrischem Strom ein Gold-Kation abgeschieden. Pro Sekunde werden auf einer Fläche von 1cm2 etwa 28 bis 31 Billiarden Goldatome abgeschieden.
Geschichte des Galvanoforming
Auf Basis der galvanischen Abscheidung von Metallen wurde im Jahr 1838 von H. von Jacobi die Galvanoplastik entwickelt. Breiten Einsatz fand diese Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Industrie, zum Beispiel im Flugzeugbau.
In Australien experimentieren Dr. Olbert Rogers und Bert Armstrong mit dieser Technik und stellen Kronen und Inlays her. Im Jahre 1956 setzen die beiden erste Arbeiten bei Patienten ein, ab 1961 werden Galvanokronen und -Inlays „großflächig“ eingesetzt. Horst Wismann lässt sich 1971 die Technik mit einem cyanidfreien Goldbad Zahnersatz herzustellen patentieren. Es dauert aber noch 10 Jahre, bis die Technik in Deutschland „serienreif“ ist: Horst Wismann stellt 1981 seine Galvanoforming-Krone der KZV vor, währenddessen liegen in Australien nun schon über 20-jährige Erfahrungen vor. Mit dem GAMMAT 12-Galvanoschrank wird 1988 das erste serienmäßig hergestellte Gerät für den Einsatz in den Dentallabors vorgestellt. Mit dem ersten Tischgerät, dem GAMMAT 42, nahm die weltweite Verbreitung der Galvanoforming-Technik seinen Lauf.
Galvanoforming im zahntechnischen Labor
Galvanoforming hat ein breites Indikationsspektrum. Allerdings ergeben sich beim Einsatz länderspezifische Unterschiede. Während in Deutschland ein Schwerpunkt auf teleskopierenden Arbeiten und der Implantatprothetik liegt, werden in arabischen Ländern häufig Brücken hergestellt und in Asien sind Galvanokronen sehr verbreitet.
Mögliche Indikationen:
- Kronen
- Inlays
- Onlays
- Verblockungen
- Brücken
- Teleskopierende Arbeiten
- Stegarbeiten
- Implantatprothetik
- Basisplatten
Galvanoforming in der Ausbildung
Galvanoforming ist Bestandteil des Rahmenlehrplans für die zahntechnische Ausbildung. Daneben gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, die Galvanoforming-Technik in die Ausbildung zu integrieren.
Umweltschutz ist ein solches Thema: kaum eine andere Technik erlaubt es, mit so wenig (Material-)Aufwand Zahnersatz herzustellen. Vergleicht man allein die Stromaufnahme eines Galvanogerätes mit der einer CAD/CAM-Einheit oder nimmt man die Abfälle beim Ausbetten einer Gussmuffel, so wird das deutlich. Biokompatibilität ist ein weiteres Thema, für welches Galvanoforming geradezu prädestiniert ist. Pflichtthema ist Galvanoforming bei den Bereichen „implantatgetragener Zahnersatz“ und bei „kombiniert festsitzendem/ abnehmbarem Zahnersatz“. Dieses gilt besonders in Kombination mit der CAD/CAM-Technik. Denn neben dem Galvanoforming ermöglicht es keine andere Technik auf so einfache und präzise Weise direkt auf Zirkonteile aufzubauen. Die so erzielte Passgenauigkeit und Laufpräzision auch über eine lange Lebensdauer hinweg ist unvergleichbar. Hier ist Galvanoforming unumgänglich.
Dieser Text und die Bilder wurde von der Firma Gramm Technik für wikidental.de zur Verfügung gestellt!